Meine sehr geehrten Damen und Herren,

 

 

 

herzlich willkommen im Kunstpunkt Schleusenhaus – dem Domizil des Kunstvereins Stade!

 

 

 

Der Kunstverein Stade ist ein nicht hauptamtlich und damit (als Pendant dazu) ehrenamtlich geführter Verein der Hansestadt Stade, der ohne öffentliche Zuwendungen einen lebendigen Kunstbetrieb an 365 Tagen des Jahres von 11 bis 17 Uhr öffentlich (und ohne Eintritt) zugänglich macht und mithin seit fast 30 Jahren die kulturelle Vielfalt dieser Stadt mitgestaltet.

 

 

 

Ich möchte Sie mit diesem Intro, welches gleichzeitig einen Appell darstellt, ermuntern, ein Teil dieser 30-jährigen Erfolgsgeschichte zu werden!

 

 

 

Dieses ehemalige Schleusenwärterhaus wurde mit viel Engagement in dieses Kleinod verwandelt und ist ein Alleinstellungsmerkmal in dieser Stadt.

 

 

 

WIR der Kunstverein Stade möchten in diesem Kleinod weiterhin kulturelle Vielfalt sichern und leben.

 

 

 

Bitte unterstützen Sie uns im Rahmen Ihrer Möglichkeiten dabei.

 

 

 

Im allerschlimmsten Fall“:

 

 

 

Werden Sie Mitglied im Kunstverein Stade!

 

 

 

Wir eröffnen heute unsere Wettbewerbsausstellung „Hommage an Uecker“

 

 

 

und feiern zudem auch den 1. Advent und damit der Beginn der Jahreszeit, in der die Christenheit sich auf das Fest der Geburt Jesu Christi, Weihnachten, vorbereitet.

 

 

 

Wir heben mit dieser Hommage an Uecker einen Gegenstand ans Licht, der ebenfalls mit Jesus Christus verbunden ist: den Nagel. Darauf möchte ich nun nicht weiter eingehen, ich möchte es aber auch nicht unerwähnt lassen.

 

 

 

Wie ist der Kunstverein Stade auf den Nagel gekommen?

 

 

 

Der Auslöser war – ganz profan, wie das Leben sein kann – eine sogenannte

 

 

 

Sortimentsaufgabe. In diesem Fall der Firma Eisen Trabandt GmbH, die ihr Sortiment von

 

 

 

Nägeln dem Kunstverein Stade gespendet hat. Hierfür ein herzliches Danke schön!

 

 

 

Nägel sind also scheinbar out!

 

 

 

Mir – die ich handwerklich eher auf meine treuen Helfer (u. a. hier im Schleusenhaus) angewiesen bin - fällt das nicht so offenkundig auf.

 

 

 

Aber ja und dennoch und sowieso: der Nagel scheint nun mittlerweile zu den bedrohten Objekten zu gehören!

 

 

 

Und nun hat dieses Relikt hier im Schleusenhaus ein angemessenes Refugium in unseren Räumen gefunden.

 

2

 

 

 

 

 

Wir treffen damit den Nagel auf den (Stader) Kopf und veranstalten eine „Hommage an Uecker“.

 

 

 

Ich möchte zu diesem ungewöhnlichen Künstler – Günther Uecker - einige Worten sagen.

 

 

 

Günther Uecker wurde am 13. März 1930 in der Gemeinde Wendorf in Mecklenburg geboren.

 

 

 

Er studierte Malerei in Wismar und an der Kunstakademie in Berlin-Weißensee.

 

 

 

Zunächst vom Stil des Sozialistischen Realismus angezogen, kam er Anfang der 1950er Jahre in Kontakt mit abstrakter Kunst. Er siedelte nach West-Berlin über und studierte dann von 1955 bis 1957 an der Kunstakademie Düsseldorf.

 

 

 

Damals begann Günther Uecker, seine berühmten Nagelbilder zu schaffen, deren Oberflächen sich im Zusammenspiel mit Licht und Schatten zu bewegen scheinen. Später schuf Uecker Skulpturen, indem er Alltagsgegenstände wie Stühle oder Fernsehapparate mit Nägeln überzog.

 

1961 trat Uecker der Künstlergruppe ZERO bei, die von Heinz Mack und Otto Piene

 

 

 

gegründet worden war, und beschäftigte sich mit kinetischer Lichtkunst.

 

 

 

Von 1974 bis 1995 war Uecker Professor für Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf. Ende der 1990er Jahre gestaltete der Künstler, der weiterhin in Düsseldorf lebt und arbeitet, den Andachtsraum im Berliner Reichstagsgebäude.

 

 

 

Der Kunstverein Stade hat Künstlerinnen und Künstler aus den norddeutschen Bundesländern zur Wettbewerbsausstellung unter dem Titel „Hommage an Uecker“ eingeladen.

 

 

 

Die Ausstellung widmet sich der Kunst mit Nägeln und ist mit einem Anerkennungspreis in Höhe von 500 Euro ausgelobt, der von einer externen Jury vergeben wird.

 

 

 

Die Jury setzt sich aus den folgenden Personen zusammen:

 

 

 

  • Dr. Beate-Christine Fiedler

 

 

 

  • Minke Havemann

 

 

 

  • Birgit Jaenicke

 

 

 

Die Preisverleihung findet am Sonntag, dem 27. Januar 2019 um 15 Uhr statt

 

ich möchte Sie schon heute hierzu herzlich einladen!

 

 

 

An der Wettbewerbsausstellung nehmen 18 Künstlerinnen und Künstler teil, die ich Ihnen nun vorstellen möchte.

 

 

 

Bei der Vorstellung werde ich – analog zur Einladung – alphabetisch vorgehen:

 

3

 

 

 

 

 

Horst Becker

 

 

 

Sassnitz Akebono

 

 

 

Portrait mit Nägeln auf Holz/Leinwand

 

 

 

Wenn Günther Uecker „ZERO“ ist, dann ist Horst Becker die „EINS“: seine Motive sind digitalen Ursprungs (0 und 1), seine Arbeiten sind analog.

 

 

 

Das Schöne an der analogen Welt: sie verzeiht und ist fehlertolerant. Ein Nagel kann falsch platziert sein oder fehlen, dennoch wirkt das Bild stimmig. Indessen kann ein falsches Bit in der digitalen Welt alles unbrauchbar machen.

 

 

 

Rolf Blume

 

Hannover Flying Pickets (ein Zero-Aggregat)

 

 

 

Nägel auf papierbespannter Platte

 

 

 

Kreisförmiges Assemblage Objekt, aus Nägeln, Zwirn und roten Dichtungsringen. Das formale Spiel– und Spannungsverhältnis in Material, Farbe und Figuration ist ästhetisch entscheidend und bezweckt ein befreiendes Spiel mit der Realität und ihren einfachsten dinglichen Elementen - mit innewohnendem Eigensinn der verarbeiteten Objekte.

 

 

 

Karin Boine

 

Hamburg Wie geht es Frau Uecker?

 

 

 

Umhäkelter Zimmernagel

 

 

 

Die Arbeit nimmt unmittelbar Bezug auf Günther Ueckers Schlüsselerlebnis, als zum Ende des 2. Weltkriegs russische Soldaten in sein Dorf kamen und er als 12jähriger seine Mutter und Schwestern durch das Zunageln der Fenster vor Übergriffen schützen konnte. Der Titel der Arbeit bezieht sich genau auf diese Geschichte – der Nagel hat hier Frauen vor einem traumatischen Erlebnis beschützt. Für Karin Boine ist dies Erlebnis der Ausgangspunkt für Günther Ueckers gesamtes Werk.

 

 

 

Renate Bühn

 

Bremen geHEIMnis

 

 

 

Spiegelplatte, Holztisch, Nägel

 

 

 

Mit ihrer Arbeit soll das alltägliche Darüber-Hinweg-Gehen gestört werden. Mit der genagelten Tischplatte eines Küchentisches wird die Kultur des Wegschauens und Leugnens, der Mangel an alltäglicher Wahrnehmung und Handeln als Bestandteil patriarchalischer und gesellschaftlicher Strukturen thematisiert. Die Metapher des sicheren und beschützten Heimes berührt in diesem Werk geHEIMnis auf unangenehme Weise.

 

 

 

Hans Bunge

 

 

 

Hamburg Uecker? Einfach rausziehen!

 

 

 

15 Kneifzangen, Schwarzer Kasten aus Kunststoff

 

 

 

Bei dieser Arbeit ist der Nagel nur mittelbar das bestimmende Gestaltungsmerkmal. Die Anwesenheit von Kneifzangen generiert jedoch indirekt die Vorstellung von Nägeln, die nicht (wie von Uecker) üblicherweise mit dem Hammer eingeschlagen, sondern mit Zangen entfernt werden.

 

4

 

 

 

 

 

Helge van der Este (Helge Nagel)

 

 

 

Jork Gulliver Nagel

 

 

 

Nussbaum, Nägel

 

 

 

Das Leben in Liliput geht weiter:

 

Sie fesseln

 

Sie spielen Ball

 

Sie schauen zu

 

Sie marschieren

 

Sie spielen im Kreis

 

Sie schleppen heran

 

 

 

forschungsgruppe kunst

 

 

 

Rostock Schlagzeug

 

 

 

C-Print auf Leinwand

 

 

 

Der Nagel als Kommunikationswerkzeug ist für Uecker aus dem persönlichen Kontext heraus entstanden, wobei das Nageln (und nicht der Nagel) mit den daraus neu erschaffenen Oberflächen im Mittelpunkt seiner Arbeit steht. Kontemplation, Reflexion, Rhythmus und Struktur. Ähnlich eines Zengartens wurde hier sein Leben in kontemplativer rhythmischer Struktur mit einem Augenzwinkern angeordnet. Jeder der 88 Nägel in seiner unbe-nutzten reinen Form ist wertfrei und so stehen sie auch für die schönen und leichten Erfahrungen des Lebens, die bei Uecker oft unausgesprochen geblieben sind.

 

 

 

Ulrike Lammers

 

 

 

Kiel Verletzt und zugenäht

 

 

 

Keramik (von Hand aufgebaut), glasiert, Rakuband, Nägel, Draht

 

 

 

Wir fügen nicht nur uns gegenseitig Verletzungen zu, sondern gehen auch rücksichtslos mit unseren Lebensgrundlagen um. Unsere einzigartige Erde zeigt bereits massive Schäden, die nur notdürftig zu flicken sind. Die Nägel stehen hier nicht nur für Gewalt, sondern auch für die Vielzahl, die ausbeutet und zerstört.

 

 

 

Ändert man die Perspektive, so sind die vielen Nägel auch als harmonische Einheit wahrnehmbar, die all ihre Kraft für den Schutz und Erhalt unserer Umwelt einsetzt.

 

 

 

Detlef Lemme

 

Hamburg Farbenkugel Uecker

 

 

 

Holz, Nägel, Acrylfarbe, Soundscape, Video

 

 

 

Auf einer Holzplatte wurde die Farbenkugel von Philipp Otto Runge nachgenagelt. Farbe wurde nicht verwendet – das Einschlagen der Nägel wurde mit Video und Sound dokumentiert. An Günther Uecker interessiert Detlef Lemme die Verneinung des Bildes – bei gleichzeitigem unbändigen Gestaltungsdrang.

 

 

 

Das Video "Farbenkugel Uecker" ist auf You Tube zu sehen (6 Minuten):

 

https://youtu.be/Puo00Dy11NU

 

 

 

Soundscape „Farbenkugel Uecker“ (10 Minuten):

 

 

 

https://soundcloud.com/dlemme/farbenkugel-uecker

 

5

 

 

 

 

 

Susanna Mahn

 

 

 

Stade

 

 

 

Holzbau mit Nägeln

 

 

 

 

 

Trau dich oder Schmeiß hin

 

 

Besucher als Täter: Lass dich nicht gehen, geh selbst. Tu was!

 

Die Besucher können hier selbst kreativ werden und das Objekt mit Hilfe von Magneten und Nägeln gestalten. Wer mag, kann sein Kunstwerk fotografieren und an den Kunstverein Stade senden (kunstpunktschleusenhaus@t-online.de). Die Bilder werden dann auf der Finissage gezeigt.

 

Hanna Malzahn

Hamburg Nagelprobe

 

Ölfarbe, Mixed Media

 

In ihrer Druckgrafik, bestehend aus 9 Einzelarbeiten, geht es um die Anordnung verschieden starker Nägel. Die Untergründe (Chinapapier, Papiertischdecke, Tapete, Zeitungspapier) wurden mit drei verschiedenen Druckplatten (mit Ölfarbe und z. T. mit Acryl) bedruckt.

 

Diana Mercedes Alonso

 

 

 

Bremen

 

 

 

Stahlnagel

 

 

 

o. T.

 

 

Durch die entsprechende Platzierung an einer Wand, wird ein einzelner Nagel zu einem Teil eines imaginären Raumes – gebildet aus Schatten und Materie.

 

Diana Mercedes Alonso hat die Setzungsrisse unseres denkmalgeschützten Schleusenhauses aufgegriffen und als Gestaltungselement in Ihre Arbeit aufge-nommen. Haben Sie ihre Arbeit schon entdeckt?

 

Klaus Noormann

Mittelnkirchen Verweisungszusammenhang - eine Hommage an

 

Günther Uecker, der mit dem Hammer malt“.

 

4 Zoll Nägel, Eichenholz geflammt

 

Nägel, zu Kettengliedern gebogen, bilden die Gestalt eines Hammers in einem Verweisungszusammenhang,

 

verweisen auf Günther Uecker, der mit dem Hammer malt,

 

verweisen auf Friedrich Nietzsche, der mit dem Hammer philosophierte, verweisen auf Martin Heidegger, der Hammer und Nagel in dem Verweisungszusammenhang beschrieb, wie Dasein und Sein verkettet sind.

 

Ulrike Anna Schwartz

Zernien Babelturm für Uecker

 

Nägel auf Stahl- und Acrylplatten

 

Ulrike Anna Schwartz nimmt die wesentlichen Gestaltungselemente Ueckers auf, indem sie Nägel gleicher Länge und Stärke in Acrylglasplatten schlägt und als Gruppe in einem Turm zur Geltung bringt. Dabei wirken die NagelGRUPPEN gestaltungsbildend und die NagelKÖPFE bleiben – durch die Wahl von Acrylglas als Bodenplatten (7 Zwischenplatten) – immer sichtbar.

 

6

 

 

 

 

 

Susanne Siegmund

 

 

 

Lübberstedt Kein Land in Sicht

 

 

 

Holz, Nägel, selbstgeschöpftes Papier

 

 

 

Ein Brett, dessen Form an ein Floß denken lässt. Rostige Nägel, ergänzt durch Nägel, die aus selbst geschöpftem Papier hergestellt wurden. Wir sehen Insassen und erkennen in dieser Skulptur den aktuellen Bezug.

 

 

 

 

 

Vincent Thoss

 

Braunschweig Eine (Zeit)Erzählung durch Nägel

 

 

 

Materialmix, Nägel, Wachs

 

 

 

Das Gesamtexponat zeigt sich in seinen 10 plus 1 Einzelstücken als eine „lesbare“ Geschichte, welche oben links beginnt und unten rechts (vorläufig) endet.

 

 

 

Die Inhalte sind politisch angelegt und geben Zeugnis der jetzigen Zeit und zeigen inhaltlich mittels diverser Materialien, wie wir persönlich Alltag sind in der Anwendung, im Fühlen und Denken. Die Nägel in diversen Größen und Stärken stehen symbolisch für „Gewalt“ und/oder Unvernunft bis Irrsinn in unserem Tun.

 

 

 

 

 

Günter Vogel

 

Neumünster Das wollte ich schon immer mal mit diesem Gerät!

 

 

 

Mixed Media

 

 

 

Nägel sind die ältesten bekannten Verbindungselemente, die in der Regel konstruktiv genutzt werden. Sie können aber auch destruktiv genutzt werden, indem sie zerstören und spalten. In dieser Arbeit wird modernste Technik mit dem ca. 7000 Jahre alten Element in Beziehung gebracht. Die tief in dem Gerät fixierten Nägel lenken unsere Gedanken: Fortschritt? Zukunft? Freiheit? Weltweite Kommunikation oder weltweite Manipulation? Wie würden wir ohne das Gerät leben? Was bedeutet frei(er) zu leben? Etc.

 

 

 

 

 

Thomas Werner

 

Stade mit der Zeit…

 

 

 

Kalkstein

 

 

 

Die Wellenform des Steines erscheint wie entstanden durch die Stahlelemente: das Hineinstechen verformt das Material. Günther Uecker hat die Nägel immer mit der Spitze eingeschlagen. Hier ist ein Nagel mit dem Kopf nach vorne drin – die Spitze schaut raus. Es ist ein Unding, einen Nagel in einen Stein einzuschlagen. Aber mit der Zeit ist so einiges möglich.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Liebe Gäste, genug der Worte!

 

 

 

Ich hebe das Glas auf die Vielfalt der Kunst und freue mich sehr, dass Sie heute hier sind.

 

 

 

Die Ausstellung ist hiermit eröffnet und ich wünsche uns einen anregenden schönen 1. Advent.

 

 

 

Monika Bethmann 2. Dezember 2018